Leben


 

Ich träumte eines Nachts den Traum,

Ich wär ein großer starker Baum.

 

Mit Blättern und mit reichen Blüten,

die voller Kraft die Frucht behüten.

 

So stand ich da in meiner Pracht

Und glaubt, ich hätte alle Macht.

 

Nichts das konnte mich bewegen.

Nicht Wind, noch Sturm, noch Regen.

 

So war ich stolz und rau und kalt

und voll unbändiger Gewalt.

 

Ich stritt und trotzte der Natur

und hielt mich nur an einen Schwur.

 

Mich Niemandem je zu ergeben.

In Kraft und Macht ewig zu leben.

 

Ich stand allein auf weitem Feld

und brauchte Niemand der mich hält.

 

Wollte keinen um mich haben.

Keinen um mein Herz zu laben.

 

Nichtmal dem Boden gab ich meine Frucht,

so groß war meine Eigensucht.

 

So stand ich Stund und Tag und Jahr

und Nichts war da das ich gebar.

 

Kein Sproß der aus mir selbst entstand.

Nichts, das war mit mir verwand.

 

Nur Eitelkeit hat mich umgeben

und manchmal auch der Wind und Regen.

 

 

Dann wurd ich morsch und krank und alt.

Es reute mich mein Wesen bald.

 

Daß ich hat niemals recht bedacht

und einen Sproß von mir gemacht.

 

Nun würd ich sterben, alt und grau

So wie die kinderlose Frau.

 

Und nichts wird mehr an mich erinnern.

Nichtmal Tisch noch Stuhl würd man aus mir mehr zimmern.

 

Aus meinem morschen alten Stamm,

der nichts mehr außer faulen kann.

 

Da bat ich Sonne, Mond und Sterne,

daß ich ein Sprösslein hät so gerne.

 

Daß es mich reut und mich verflucht,

weil ich so hart in meiner Eigensucht.

 

Und da ich bat in aller Güte,

gab man mir doch die letzte Blüte.

 

Nun steht ein Bäumchen neben mir.

Zart und klein, so steht es hier.

 

Oh wie mein Herz sich freudig rührt,

denn jetzt weiß ich wozu es führt,

 

wenn all zu große Eigensucht

das Leben in uns selbst verflucht.

 

Und da ich wach wurd, als der Morgen graut,

hab ich voll Angst um mich geschaut,

und sah ein Bild von meinem Kind,

und wußt, daß dies die Dinge sind,

die Herz und Seel mit dem erfüllt

was in die Ewigkeit uns hüllt.